Montag, 6. Juli 2015

Quasi-Heimspiel für das BSV Friesen-BerlinMan Team

4. Rennen der zweiten Triathlon Bundesliga (Nord)
in Carolinensiel, 04. Juli 2015


Gut, halten wir uns nicht lange mit dem Titel auf, der Witz, dass die Friesen einen Wettkampf im Friesland absolvieren, hat wohl nicht mehr als ein Mitleidslächeln verdient.

Ganz und gar nicht kann man die Leistung unseres Teams im Friesland mit einem müden Lächeln abtun, so viel vorweg.

Bereits am Freitag des ersten Juli - Wochenendes reiste das vierköpfige Team, Jonas Repmann, Tom Liebner, Maurice Witt und meine Wenigkeit, Lewin Rexin, in den Nordsee - Kurort Carolinensiel, um sich entspannt zu akklimatisieren, was angesichts der beachtlich reinen Kurluft kein sonderlich großes Problem darstellte. Die Schwimmstätte, das in den Carolinensieler Hafen mündende Siel, wurde ebenso wie die lokale Pizzeria am Freitagabend genauestens unter die Lupe genommen.

Am Samstag sollte es dann soweit sein: Das vierte Rennen der zweiten Bundesliga 2015 stand im Kalender. Allerdings machte sich beim Erwachen das Pre - Race - Feeling nicht wirklich breit, war unsere Startzeit doch erst auf 20:00 Uhr datiert. Das stellte uns vor das nicht neue Probleme, was wir an so einem Tag anstellen sollten. Wir starteten mit einem ausführlichen Frühstück, gefolgt von einer Ruhephase, einer Aktivierung auf dem Rad und einer Streckenbesichtigung in den Laufschuhen.

Danach wiederholte sich das Prozedere: Essen und Ruhe. Gegen 18:00 Uhr begaben wir uns endgültig zum Wettkampfort und checkten unsere Räder, versehen mit frischen pinken Teamlenkerbändern,

zwischen Souvenirläden und Postkartenständern, mitten in der Hauptstraße Carolinensiels, ein.

Die äußeren Bedingungen, 32 Grad Luft- und 27 Grad Wassertemperatur, luden zum zeitigen Einschwimmen ein. Die Harle hatte sich aufgrund der hohen Wochentemperaturen und der geringen Tiefe mächtig aufgeheizt und ähnelten angesichts der weiteren Umstände, gerader Verlauf und keine Strömung, eher einem langgezogenen Schwimmbecken. Einzig und allein die durch Torf herbeigeführte braune Farbe und die daher stammende nicht vorhandene Transparenz des Wassers stellten den Naturbezug her.

Um 20.00 Uhr erfolgte dann der Wasserstart. Die 83 Athleten wurden in einer Verengung der Halle gepfercht, die am Ufer mit Stahlverkleidung befestigt war. Auf 40m Schwimmstrecke zu verzichten und dafür die doppelte Breite an Startlinie zu nutzen war an diesem Tag nicht im Interesse der DTU. Stattdessen hielten sich die Kampfrichter damit auf, vom Ufer her zu krakeelen, wir sollten hinter die Startlinie, ein Wimpelleine über unseren Köpfen, zurück. Auch die Androhung, das gesamte Feld mit einer gelben Karte zu verwarnen, zeugte nicht von der Empathiefähigkeit der Offiziellen, ist es nun einmal Natur der Sache, das die vorderste Reihe vor dem Start von den hinteren Reihen weiter nach vorne geschoben wird.

Urplötzlich ertönte ein Nebelhorn und der ganze Ärger war vergessen, das Rennen war eröffnet. Ich konnte nur sehen, wie Maurice auf der linken Seite gnadenlos das Feld durchpflügte und problemlos an die Spitze schwamm. Auch Tom gelang dies anscheinend tadellos, ordnete er sich doch auf der rechten Flanke an erster Position ein und brach der Wasser der Harle für das gesamte Starterfeld.

Jonas wählte ebenfalls die rechte Seite und kam gut voran. Ich selbst versuchte (wie bei jedem Rennen) den Füßen von Maurice zu folgen, was mir (wie bei jedem Rennen) misslang. Stattdessen konnte ich mich an der linken Seite behaupten und meinen eigenen Rhythmus schwimmen.

Der Schwimmausstieg war eine ca. 65 Grad steile Reling, welche auf die Böschung gelegt worden war. Helfer zerrten uns hierüber aus dem Wasser, so dass der Ausstieg besser als erwartet gelang. Ich kam direkt hinter einem Buschhüttener Favoriten aus dem Wasser und sah überrascht, dass nur acht Athleten vor mir waren, wovon auf Platz 3 Tom und auf Platz 4 Maurice lagen. Jonas folgte ca. auf dem 20. Platz.

Nach dem Radaufnehmen in der recht engen Wechselzone sprang ich auf und konnte mit einigen anderen Athleten zu den Spitzenreitern, darunter Tom und Maurice, aufschließen. Wir bildeten nun circa zu zwölft die erste Radgruppe. Wenige Kilometer später bemerkte ich plötzlich Jonas an meiner Seite, welcher den Sprung von der zweiten zur ersten Gruppe kurzer Hand alleine geschafft hatte. "Das war zwar kurz mal anstrengend, aber schon recht wichtig", kommentierte er diesen Kraftakt später. Tom stellte nach dem Rennen fest, er hätte in diesem Moment ernsthaft daran geglaubt, dass wir das Ganze heute gewinnen würden. Sicher war dies etwas zugespitzt, aber eine erste Gruppe, in einem Bundesligarennen, circa 15 Personen, darunter vier Friesen, das einzige vollständige Team - das machte schon was her. Die Sponsoren werden zufrieden sein ;-) .

Leider änderte sich die Situation doch noch (erwartungsgemäß). Die Anfangs gut harmonierende erste Radgruppe versäumte es nach 6km, den Druck aufrecht zu erhalten und so schloss die zweite Gruppe schnell auf. In der zweiten Runde, circa nach 12km, fuhr die ca. 40 Mann starke Gruppe die Landstraße entlang, als der nervige Kampfrichter uns ständig durch seine Anwesenheit terrorisierte. Wild pfeifend und trällernd fuhr er neben uns her und brüllte herum, wir sollten die Mittellinie achten und zu zweit nebeneinander fahren. Ersteres: Okay, Deal. Zweiteres: Na klar, und am nächsten Cafè gibts dann Kaffee und Kuchen?!. Entsprechende Unruhe und Unkonzentration wurde durch das inakzeptable Herumgeplärre des Kampfrichters erzeugt - als sein Motorradfahrer dann dem Feld noch sehr nahe kam, geriet ein Athlet ins Schleudern und stürzte. Unglücklicherweise erwischte er hierbei Maurice, der sich durch einen Balanceakt auf dem Rad halten konnte, aber anhalten musste. Maurice stellte einige gerissenen Speichen fest, öffnete die Hinterradbremse und nahm die Verfolgung wieder auf. Mit der heraneilenden dritten Gruppe konnte er dann wieder zur nun ca. 55 Mann großen ersten Gruppe aufschließen.
 
Der Kampfrichten hat hier eindeutig durch sein unprofessionelles Verhalten einen Sturz verursacht. Eine Gefährdung von Athleten durch die Personen, die für Ordnung (und somit auch Sicherheit) im Renngeschehen sorgen sollen - eine Schmach!

Zurück zum Renngeschehen: Als einziger von uns schaffte es Jonas, sich durch das Feld nach vorne zu schieben. https://www.facebook.com/triteamhamburg/videos/961607053900091/  
Er konnte weit vorne vom Rad absteigen, wechselte blitzschnell und führte somit das Rennen auf der Laufstrecke für einige hundert Meter an.

Maurice stieg etwas später ab und verlor in der Enge seinen Radschuh. Aus präsentativen Gründen widmete er diesem besondere Aufmerksamkeit, was einzig und allein unsere Verbundenheit zur Firma Giro deutlich macht. Unglücklicherweise blockierte er hierbei die enge Wechselzone, sodass einige Athleten, darunter auch Tom und ich, aufgehalten wurden.

Das Feld ging aufgereiht hintereinander auf die Laufstrecke. Maurice lief verhalten an und machte dann Position für Position gut, sodass er am Ende als 27. einlief. Tom konnte ein solides Rennen zu Ende bringen und kam als 29. ins Ziel,

direkt gefolgt von Jonas auf 30. Ich lief entsprechend meiner Verhältnisse eine Recht gute Zeit - was in einem Bundesligafeld natürlich relativ ist - und belegte damit den 52. Platz.

Im Ziel waren wir alle mit unseren Leistungen zufrieden. Analysen ergaben, dass wir, wäre das Rennen nach dem Schwimmen zu Ende gewesen, wohl den Tagessieg geholt hätten, wir sind eben ein Schwimmverein (Zitat von Teamsupporter Thorsten Liebner). Ebenso wäre das Rennen anders verlaufen, wäre die erste Gruppe gut gefahren und alleine durchgekommen... Hätte, könnte, würde, aber diese Hypthesenbildung gehört ja nunmal dazu.

De facto stellte sich am Ende heraus, dass wir uns den achten Tagesrang erkämpft hatten. Mit diesem Ergebnis waren wir sehr zufrieden, waren wir doch mit vier Startern ein gewisses Risiko eingegangen. Dennoch haben wir auch mit dem Friesen-Urgewächse-Quartett unsere 2. Liga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt. Mit dem achten Platz haben wir uns erneut in der ersten Hälfte platziert und hatten nebenher noch eine Menge Spaß. Großen Dank auch an die Unterstützer Jürgen und Thorsten, die uns stets den Rücken freihalten, die wichtigsten Momente fotografisch festhalten und uns mit angehobener Stimme erklären, dass wir jetzt Gas geben müssen, Danke!

Wir freuen uns nun auf das große Finale am kommenden Sonntag in Grimma in gleicher Besetzung, bei dem es für uns in einem Prolog plus einem Jagd-Sprinttriathlon um die Festigung der Top Ten Gesamtplatzierung gehen soll!

Bis dahin bleiben die Muskeln unter Spannung, wir melden uns zeitnah wieder,


der Pressewart

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