Montag, 11. Mai 2015

Erstes Rennen der zweiten Triathlonbundesliga (Nord)

Das Buschhüttener Protokoll 
BSV Friesen BerlinMan Team unterstreicht Zweitliga-Tauglichkeit

Hier sitze ich nun, auf der Rückfahrt vom Wettkampfort Buschhütten nach Berlin, irgendwo zwischen Sauerland und Hannover, schläfrig vom obligatorischen Post-Race-McDonalds-Geschlemme. Mit dem Teamshirt über der von der Sonne rotgebrannten Haut ruft die Gesamtsituation eher Verlangen nach einem Nickerchen hervor, als sich der Berichterstattung hinzugeben. Dennoch juckt es mir in den Fingern, die Überflutung von Eindrücken des Tages angemessen in Worte zu fassen, drum wollen wir uns dem zuvor Umschriebenen einmal widmen:


Samstag, 9.00 Uhr
Es ist der Zeitpunkt des Treffens, die große Reise soll beginnen. Doch wie kann es auch anders sein, ich stehe alleine auf dem REWE-Parkplatz nahe der Stadtgrenze, von wo aus wir den Weg gemeinsam begehen werden. Na gut, fangen wir erst einmal mit einem doppelten Espresso zu überteuerten Bäckerpreisen an.


Samstag, 9.15 Uhr
Langsam sind unser Kolumbianer Sebastian und Maurice mit Vater Rainer, Teamsupporter Nr. 2 neben mir (Lewin), am Parkplatz eingetroffen.
Ein quietschender türkisfarbener Kangoo fährt auf uns zu, Jonas ist also auch da. Direkt dahinter rollt ein weißer Transporter in die nächste Parkbucht und ein Typ mit lässig zurückgegelten Haaren und Sonnenbrille auf der Nase steigt vom Fahrerbock. Stolz präsentiert Hoffi uns die BerlinMan-Magnet-Matten, die das triste Weiß des „TransPeters“ auflockern. Schnell noch ein Foto mit Verweis auf Transporter-Sponsor FOELSKE und das Einkaufen mehr oder weniger wichtiger Nahrungsmittel wird vollzogen.


Samstag, 9.50 Uhr
Die wahnsinnig aufregende Fahrt gen Westen beginnt, keine weiteren Vorkommnisse.


Samstag, 15.00 Uhr
Wir fahren über eine Schnellstraße, rechter Hand erheben sich von Bäumen bewaldete Hügel, die bespickt sind mit Wohnblöcken. Unser internationaler Teil des Teams, Sebastian, fragt mit bestem spanischen Akzent, welche Stadt denn das sei. Es herrscht Uneinigkeit, man einigt sich auf Siegen. Kurz darauf sind wir bereits da und biegen nach Buschhütten, ein kleines verschlafenes Dorf im Kreuztal, dass schon diverse Anzeichen des morgigen Tages bereithält, ein. Wir fahren weiter zum Schwimmbad. Völlig verloren in der hintersten Ecke des Dorfes, bei dem man sich fragt, warum gerade hier die Weltstars der Szene ihr Zweitstartrecht beantragen, liegt das Becken des Freibades, dass den Auftakt am Sonntag beherbergen darf.
 
Sebastian und ich schwimmen ein.
 
Bei Hoffi, Maurice, Jonas und dem dazugestoßenen Tom beginnt, nach Anlegung der Teamkleidung, dass standardisierte Aktivierungsprogramm zu Rad und in den Laufschuhen.















Wir treffen auf die Jungs und Mädels von TuS Neukölln, die das selbige in Angriff nehmen. Es folgt natürlich das traditionelle Vorstart-Gerede, wer wie stark in Form sei und was alles könne. Doch nebenbei freuen wir uns natürlich, die Neuköllner zu sehen. Bei mir kommt ein Flair vergleichbar der Deutschlandcups auf, als wir noch alle gemeinsam im BTU-Einteiler am Start standen.


Samstag, 18.00 Uhr
Hoffi und ich begeben uns zur Teamleitersitzung und beobachten, die Gratisgetränke genießend, wie man sich als professioneller Teamleiter zu verhalten hat. Gegen Ende der Sitzung fallen wir auf, als Hoffi die Frage stellt, ob wann man beim morgigen Teamwettkampf denn den letzten Starter verlieren dürfe. Abschätzige Blicke, vereinzelt schlaue Kommentare. Es bedarf persönlicher Nachfrage im Vier-Augen-Gespräch Rainer Jung, bis wir heraus bekommen, dass direkt nach dem Schwimmen der 5. Mann verloren werden darf.


Samstag, 19.20 Uhr
Irgendwo in Siegen. Sämtliche Lokale sind überlastet durch Leute in Sportbekleidung, man mutmaßt, dass es sich hierbei um Triathleten handeln könnte. Nachdem wir in konspirativen Teambesprechungen an zwielichtigen Siegener-Straßenecken eine mögliche Örtlichkeit der Nahrungsaufnahme auserkoren und diese schlussendlich durchgeführt haben, müssen wir den steilsten Berg in der Geschichte der Menschheit wieder hinauflaufen, um zum Team-TransPeter zurück zu gelangen.


Samstag, 22.00 Uhr
Es wird Probe gelegen. Die Betten des hauptsächlich auf Menschen jenseits des 70. Lebensjahr ausgerichteten Gasthofes werden nach geringfügigen Modifikation als passabel bekundet. Es folgt das alltägliche Gequatsche, dessen Inhalt höchster Geheimhaltung unterliegt.

Samstag, 23.55 Uhr
Jonas fordert die Teammitglieder auf, endlich schlafen zu gehen. Man willigt ein.


Sonntag, 8.45 Uhr
Der Wecker klingelt. Aus dem Fenster blickend setzt die erste Beruhigung ein, das Wetter spielt auch mit. Es schleißt sich das ausgiebige Frühstück und eine Schrauberstunde vor dem gegenüberliegenden Dönerladen an, bei der Hoffi das versammelte Team mit Laufrädern ausstattet, die Optik stimmt.





Sonntag, 10.50 Uhr
Wir treffen in Buschhütten ein, wo bereits die Agegrouper-Rennen stattfinden. Wir geben unsere Ersatzlaufräder ab und beginnen mit den allseits bekannten Startvorbereitungen. Der Rostocker Sportskamerad versucht uns währenddessen über die Taktik des Tages auszuhorchen, wir streuen diverse Unwahrheiten in unsere Ausführungen mit ein.



Sonntag, 11.30 Uhr
Die Jungs checken ihre Laufschuhe ein und bereiten die Wechselzone 2 vor. Vor lauter Überlegungen, was wir denn mit der übrigen Zeit bloß anfangen sollen, vergeht diese doch ganz schnell. Mir wird mehrmals zu Tempoläufen geraten, da ich ja heute nichts mehr leisten müsste. Irgendwie komme ich glücklicherweise doch drum herum.
 

Sonntag, 14.30 Uhr
Tom, Hoffi, Jonas, Maurice und Sebastian checken ihre Räder ein. Jetzt beginnen die letzten 45 Minuten vor dem Start. Wir machen noch ein Foto zusammen mit den „Neuköllner Atzen“

und schieben danach die Räder in die Ständer.

Direkt im Anschluss geht es zum Einschwimmen in das klare Wasser des Buschhüttener Freibades. Die Anspannung steigt merklich gen den blauen, wenig bewölkten Himmel.



Sonntag, 15.15 Uhr
Der Start erfolgt. 18 Mannschaften schicken ihren ersten Sportler in die Bundesliga Saison 2015. Beim Friesen BerlinMan-Team wühlt sich Maurice die ersten 300m durch das Schwimmbecken. Er kann das Tempo des schnellsten Teams mitgehen und übergibt als Dritter auf Tom.

Tom schwimmt an, als gäbe es nach seinem Schwimm-Staffelpart etwas umsonst. Er bringt unser Friesen Team in Führung und übergibt an Hoffi.
 
Hoffi schwimmt beherzt los, wohlwissend des nun auf ihn lastenden Druckes. 100m lang schwimmt er ein passables Tempo und schlägt sich wacker, verliert danach aber zunehmend Meter zur Spitze und übergibt auf Jonas.

Jonas ist derweilen innerlich bereits auf 180 und lässt sich stets über die Zwischenzeiten informieren.

Er schwimmt schnell an und hält das Tempo hoch.
 
Schnell schwimmt er zum Team aus Hagen direkt nebenan auf und übergibt auf Sebastian.

Sebastian ist Schwimmer im Verein Zehlendorf 88. Er absolviert aktuell sein Austauschjahr in Berlin und hat nun im Alter von 16 Jahren, tausende Kilometer fernweg der Heimat, die verantwortungsvolle Aufgabe, uns zurück ins Rennen zu bringen und den Abstand zur Spitze zu verringern.
 
Er schwimmt die schnellste Zeit des Teams, steigt wenige Meter hinter David Krüger von Neukölln aus dem Wasser und klatscht die vier Regionalliga-Stars des letzen Jahres ab, womit er sie auf die Radstrecke schickt.
 
Sebastian steigt noch auf sein Rad und fährt zur nächsten Ecke, an der er das Rennen beendet.


Sonntag, 15.35 Uhr
Für mich beginnt nun der erste Sprint, von wegen Tempoläufen hätte ich nicht gemacht. Ich renne zu meinem Rad und fahre Endspurt zur komplett gesperrten Autobahn, nur um festzustellen, dass mein Team bereits an diesem Standpunkt vorbei gerauscht war. Wenig später erblicke ich das Führungsfahrzeug auf der anderen Seite der Autobahn. Hinter ihm aufgereiht fährt Witten verfolgt von Bonn an mir vorbei. Direkt danach kommen innerhalb weniger Sekunden mehrere Teams, darunter auch die Jungs aus Neukölln in ihren neuen roten Einteilern und die Männer mit den schwarz weißen Anzügen, die mit dem pinken Streifen auf dem linken Oberschenkel versehen sind: Die Friesen. Weiterhin befinden sich in der Nähe die Teams Buschhütten 2 und Hamburg.
 
Das Bild bleibt bei den weiteren Vorbeifahrten das gleiche: Später berichten die Jungs, dass es schwierig gewesen wäre, zu überholen, kein Team habe sich absetzen können. Es zeigte sich, dass man am besten versuchen sollte, möglichst viel Kraft zu sparen, um es auf der Laufstrecke knallen zu lassen.


Sonntag, 16.05 Uhr
Mein zweites Intervall beginnt. Ich rase die Treppe der Autobahnbrücke herunter, das Rad geschultert, knapp einem Bänderriss entkommend, schön wie nie zuvor springe ich auf das Gefährt und fahre zur Wechselzone. Auf dem Weg hierhin werde ich von einer geschlossenen Bahnschranke gestoppt und fühle mich absolut wie die Rennfahrer bei der diesjährigen Austragung von Paris-Roubiax. Aus der Ferne erspähe ich das Absteigen und stelle fest, dass alles wie zuvor geblieben ist. 4 Teams kämpfen demnach um den dritten Platz und wir Friesen befanden uns darunter.

 
Wenige Minuten später, an der 5 mal zu laufenden Runde, zeichnet sich ab, dass Buschhütten im Laufen nicht zu knacken ist. Es geht also um den vierten Platz in der Tageswertung – und das im Direktduell gegen unsere langjährigen Freunde von TuS Neukölln. Jonas, Hoffi, Tom und Maurice gegen David, Norman, Corny und Raphi.
 
In der dritten Runde stieg die Spannung ins Unermessliche: Corny musste eine Zeitstrafe absitzen – wir Friesen übernahmen den vierten Platz von TuS. War es die Entscheidung? Mussten sich die Neuköllner zurückfallen lassen und Corny einsammeln?

Nein – mit einer läuferischen Glanzleistung schloss Corny die Lücke wieder und motivierte damit sein Team immens, sodass Neukölln direkt vorbeizog.

Hieran konnten wir trotz bester Bemühungen nichts mehr ändern, nach Bonn, Buschhütten, Witten und Neukölln retteten wir den 5. Platz ins Ziel!
 
Ein Ergebnis, was grandios für den Einstieg in die 2. Bundesliga ist und zeigt, dass wir hier auf jeden Fall richtig sind!

Wir möchten uns bei TuS Neukölln für dieses spannende Duell bedanken und freuen uns auf die kommenden Rennen mit euch!



Sonntag, 16.30 Uhr
Alle sind im Ziel angekommen. Ein richtiges Fazit aus dem Rennen zu ziehen, traut sich noch niemand zu. Ich merke, dass die Jungs noch nicht wissen, wie sie dieses Ergebnis einordnen sollen. Schnell kommen sie zu den Punkten, die noch nicht optimal gelaufen sind. Umso schneller gilt unser Interesse den vorbeilaufenden Cheerleaderinnen, die die hohe Qualität der Veranstaltung verkörpern.



Sonntag, 17.00 Uhr
Das Einräumen beginnt. Diverse Irritation bezüglich des Verbleibs von Gegenständen führt zu kurzzeitigen Spannungen. Wie immer findet sich alles.



Sonntag, 18.15 Uhr
Wir verlassen Buschhütten und beginnen langsam mit den weniger emotionalen Analysen des Rennens. Allen wird bewusst, dass dies ein Auftakt nach Maß war und wir, so alles perfekt laufen wird, sogar auch weiter nach oben schielen können.


Sonntag, 20.00 Uhr
Eingekehrt bei McDonalds, in der Idylle zwischen grüner Wiese, Autobahn und Atomkraftwerk, füllen wir die Energiespeicher (auch hinsichtlich nächster Woche) auf. Die Spannung bleibt auf einem hohen Level, keine 7 Tage bleiben uns nunmehr bis zum nächsten Rennen, bei dem meine Wenigkeit Tom ersetzen wird, der im Deutschlandcup an den Start gehen wird.





Mit besten Grüßen von der Rückbank,

Lewin
Pressewart FBM-Team

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen